Sichere Anwendung ätherischer Öle

Für all diejenigen, die sich für die Wirkweisen und Inhaltsstoffe ätherischer Öle interessieren, wollen wir hier einen kurzen einführenden Blick in die Vielstoffgemische und die sichere Anwendung von ätherischen Ölen zum Wohle unserer Gesundheit, besonders aber die unserer Kinder, geben.

Ein Tropfen ätherisches Öl birgt eine faszinierende Vielfalt an chemischen Verbindungen, die neben dem charakteristischen Duft auch eine breite Palette an therapeutischen Eigenschaften entfalten – ein spannendes Zusammenspiel von Natur und Chemie, welches wir in diesem Artikel näher beleuchten werden.

Ein Tropfen mit vielen Inhaltstoffen

Ätherische Öle bestehen aus einer Vielzahl von chemischen Verbindungen, die ihnen ihre charakteristischen Eigenschaften verleihen. Diese Verbindungen lassen sich in verschiedene Gruppen einteilen. Die beiden Hauptgruppen der Inhaltsstoffe eines ätherischen Öls sind zum einen Terpene und ihre Untergruppen, die mit etwa 90% den größten Anteil ausmachen, zum anderen aromatische Verbindungen.

Faszinierend ist, dass die meisten chemischen Verbindungen in ätherischen Ölen aus demselben Anfangsbaustein – der sogenannten Isopreneinheit – aufgebaut sind, welche sich auf viele unterschiedliche Arten verknüpfen kann und somit zu einer großen Naturstoffvielfalt führt. Zu den bekanntesten zählen die Monoterpene und die Sesquiterpene.

Damit aber noch nicht genug: Die Verbindungen können an ihr Gerüst aus Kohlenstoff und Wasserstoff noch weitere chemische Elemente wie Sauerstoff, Schwefel, Stickstoff usw. anlagern und werden so zu Alkoholen, Oxiden, Acetaten und vielen weiteren chemischen Verbindungen, die jeweils eigene typische Eigenschaften und Wirkungen aufweisen.

Beispiel Lavendelöl

Lasst uns nun im folgenden Abschnitt die Vielfalt der Inhaltsstoffe am Beispiel des Lavendelöls beleuchten:

  • Linalylacetat (25-46%) Ein Ester, der für den charakteristischen Lavendelduft und entspannende Eigenschaften verantwortlich ist.
  • Linalool (20-45%) Ein Monoterpenalkohol, bekannt für seine beruhigende und antimikrobielle Wirkung.
  • Terpinen-4-ol (2-6%) Ein weiterer Monoterpenalkohol mit entzündungshemmenden und antimikrobiellen Eigenschaften.
  • Lavandulylacetat (2-4%) Ein Ester, der ebenfalls zum Duft und den beruhigenden Eigenschaften beiträgt.
  • Cineol (1-3%) Ein Monoterpenoxid, bekannt für seine schleimlösenden und antimikrobiellen Eigenschaften.
  • Campher (0-0.5%) Ein bicyclischer Monoterpen, das in kleinen Mengen beruhigend wirken kann.
  • β-Caryophyllen (5-12%) Ein Sesquiterpen, das entzündungshemmend wirkt.
  • Geraniol (0.1-0.5%) Ein Monoterpenalkohol mit blumigem Duft und antimikrobiellen Eigenschaften.
  • α-Terpineol (0.1-1.0%) Ein Monoterpenalkohol mit beruhigenden und antimikrobiellen Eigenschaften.
  • Ocimen (1-3%) Ein Monoterpen, das als Aroma- und Duftstoff verwendet wird.

Aber Lavendelöl ist nicht gleich Lavendelöl. In der Aromatherapie müssen wir unterscheiden zwischen dem Echten Lavendel, bekannt als Lavendel fein oder Lavendel extra und dem Lavandinöl, dem Speiklavendelöl und dem Schopflavendelöl. Alle diese Lavendelölarten sind einzeln zu bewerten, denn sie weisen neben Gemeinsamkeiten auch ganz unterschiedliche Eigenschaften auf.

Auch die Qualität des Lavendelöls hängt von verschiedenen Faktoren ab. Beispielsweise wird die Güte des Lavendelöls nach seinem Estergehalt bemessen. Je höher die Gebirgslage, in der die Pflanze wächst, desto größer ist sein Estergehalt und desto besser die Qualität. Deshalb gilt das Öl des Lavendel extra als das beste unter den ätherischen Lavendelölen. Leider wird aber hier in der Industrie durch Zugabe synthetischer Ester oft  die Qualität verfälscht.

Es ist für die Wissenschaft sehr schwer auf reproduzierbare Ergebnisse jeweiliger ätherischer Öle zu kommen. Es ist technisch möglich, die Hauptkomponenten wie beispielsweise Linalool und Linalylacetat synthetisch herzustellen und zu kombinieren, aber 100% naturreine ätherische Öle enthalten zahlreiche weitere Bestandteile. Diese kommen teils in sehr geringen Mengen vor, tragen aber zur gesamten therapeutischen Wirkung bei. Das exakte Nachbauen dieser komplexen Mischung ist sehr schwierig.

Das gilt für alle naturreinen ätherischen Öle!

Was für die Sicherheitsbewertung von ätherischen Ölen verantwortlich ist…

Dank sehr weit entwickelter Analyseverfahren und fortgeschrittenen wissenschaftlichen Testverfahren können heute Inhaltstoffe auf ein mögliches Risiko hin geprüft werden. Durch die „Duftindustrie“, die uns den Einsatz von Duftstoffen in beinahe allen Gebrauchsmitteln (besonders in Kosmetika und Reinigungsmitteln) beschert hat, wurden Toxikologen bei der Risikobewertung auch auf ätherische Öle aufmerksam.

Aus den oben genannten Gründen ergaben sich Risikobewertungen für isolierte Einzelstoffe oder synthetische Kopien. Das wird einem 100% naturreinen ätherischen Öl nicht gerecht. Allein der Maßstab, mit dem die Giftigkeit von Duftstoffen untersucht wurde, liegt jenseits der Mengen an ätherischem Öl, mit denen in der Aromatherapie gearbeitet wird. Ebenso bilden isolierte Einzelstoffe nicht die Praxis der Aromatherapie ab.

Die Aromafachwelt reagiert darauf mit eingeschränkten Empfehlungen von bestimmten ätherischen Ölen bei Schwangeren, Stillenden und Kindern unter drei Jahren und wichtigen Empfehlungen zu Dosierung und Verdünnung.

In der Aromatherapie arbeiten wir mit verdünnten ätherischen Ölen in Konzentrationen zwischen 0,5% und 3%. Besonders bei der Anwendung an Babys und Kleinkindern unter 3 Jahren reduzieren sich diese Konzentrationen bei bestimmten Ölen auf 0,1%.

Verantwortungsvoller und sicherer Umgang

Die Aromatherapie stützt sich längst nicht mehr allein auf Erfahrungswissen. Es gibt zahlreiche Studien, sogar Doppelblindstudien über ätherische Öle, welche dem Standard wissenschaftlicher Forschung entsprechen. Daraus entwickelt wurden konkrete Empfehlungen für die Verwendung ätherischer Öle, die es dem Laien ermöglichen, auch ohne chemisches Fachwissen die pflanzlichen Essenzen sicher zu nutzen. Und genau in diese Empfehlungen mündet unser Ausflug in die Risikobewertung der Aromatherapie, indem wir unseren Lesern die Empfehlungen der Fachwelt an die Hand geben möchten:

  • Verwende bei Babys und Kleinkindern nur für dieses Alter vorgesehene und empfohlene ätherische Öle.
  • Vertraue dabei auf zertifizierte Hersteller und vermeide es, für Kinder eigene Mischungen herzustellen, es sei denn, du verfügst über Kenntnisse zu Inhaltsstoffen, Mischverhältnissen und Synergieeffekten.
  • Halte dich stets auch bei Erwachsenen an Verdünnungsvorschriften und verdünne mit reinen Pflanzenölen
  • Verwende ausschließlich 100% naturreine ätherische Öle von vertrauenswürdigen Herstellern
  • Verwende ätherische Öle immer nur äußerlich. Nur unter Aufsicht und in Begleitung eines erfahrenen Aromatherapeuten innerlich.
  • Bewahre ätherische Öle stets für Kinder unerreichbar auf
  • Geöffnete Öle haben auch einen Ablauf und sollten je nach Sorte regelmäßig ausgetauscht werden. Besonders Zitrusöle verderben rascher.