Lavendel Blau – Die Wirkung von Lavendel ist so vielfältig wie seine Farbnuancen

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Lugt dein Lavendelstrauch am Balkon oder im Garten auch so verlockend durch das Fenster rein? Lass dich gerne locken und hole dir die fein duftenden Blütenrispen ins Haus. Magst du den Duft, dann bedienst du dich hier einer ganz natürlichen desodorierenden Pflanze. Mag sein, dass du ihren Duft in den Innenräumen sogar als anregend empfindest. Vielleicht spürst du aber auch eine feine, beruhigende Atmosphäre. Viele Gartensorten haben über die Jahre Einzug in die heimischen Beete und Pflanzkübel gehalten. Jede Einzelne dieser Sorten weist allerdings ein sehr spezifisches Wirkspektrum auf und kann durchaus völlig unterschiedlichen Empfindungen auslösen. Überhaupt trifft die viel gepriesene beruhigende Wirkung des Lavendels nur auf ganz bestimmte Arten zu. Sehen wir uns das einmal genauer an.

Wer ist Wer im Lavendelgarten

Begeben wir uns in das französische Hügelland. Lilablaue Fleckchen, die in sanften Wiegebewegungen über die Hänge zu schweben scheinen, geben den Hügeln den Beinamen „Blaue Hügel“. Wir sind in der Heimat des Echten Lavendels. Auf einer Meereshöhe wo die Ernte noch maschinell durchgeführt werden kann, gedeiht der „Lavendel fein“ (= Lavendula angustifolia), jener echte Lavendel der hier kultiviert –  also angebaut wird und damit die Beifügung „fein“ erhalten hat.

Steigen wir etwas höher hinauf, so wird das Klima immer rauer. Ab 800 m und darüber benötigt die Lavendelpflanze ihre wilde und ursprüngliche Form, um der Witterung trotzen zu können. Das Zusammenkuscheln auf den Feldern klappt hier nicht mehr. Einzelkampf gegen die klimatischen Bedingungen ist Programm. Hier oben können auch keine Erntemaschinen mehr eingesetzt werden. Geerntet wird von Hand, von den einzeln verteilt wachsenden Pflanzen  –  also „extra“ mühselig. Diese Wildform des echten Lavendels trägt dadurch auch die Beifügung „extra“. Lavendel extra (= Lavendula offizinalis) ist somit die ursprünglichste Form des Lavendels und liefert uns auch das wertvollste ätherische Öl. Manchmal finden wir auch die Bezeichnung „Lavendula vera“ welche auf diese Ursprünglichkeit hinweisen soll.

Der Wert des Öls aus dem „Echten Lavendel“ ist für die Heilkunde besonders hoch.

Das echte Lavendelöl ist eines der wenigen Öle, das unverdünnt auf die Haut aufgetragen werden kann. Selbst bei Babys und Kleinkindern ist diese Anwendung möglich. Allergische Reaktionen treten äußerst selten auf.

Die Wirkung des ätherischen Öls aus dem echten Lavendel erstreckt sich von schmerzlindernd, schleimlösend, hautpflegend, hautregenerierend, wundheilend, desodorierend, harntreibend über krampflösend hin zu entspannend, beruhigend und antidepressiv.

Für die Heilkunde mäßig bedeutsame Lavendelarten

Blicken wir nun von den Hügeln der französischen Provence in Richtung Süden und stellen uns vor, bis in das Nachbarland Spanien schauen zu können. Unser Auge sucht nach der verräterischen lila-blauen Farbe von Lavendel Feldern und siehe da wir werden fündig. Spanien ist die Heimat einer speziellen Lavendelart, dem Speiklavendel.

Speiklavendel (= Lavendula Latifolia) ist jene Sorte des Lavendels, die die größte Wuchshöhe von 80 bis 100 cm aufweist. Viele der in unseren heimischen Gärten gepflanzten Lavendelstöckchen gehen auf diese Sorte zurück, weil sie auch winterhart ist. Das Öl des Speiklavendel riecht viel schärfer und stechender als das seiner Geschwister. Das rührt daher, dass er einen ausgeprägten Kampfergehalt aufweist. Cineol und Linalool mischen ebenfalls kräftig mit. Daraus ergibt sich eine stark antibakterielle Wirkung, welche besonders bei desinfizierenden Produkten wie Seife oder Deos eine große Rolle spielt. Der Kampfergehalt macht den Speiklavendel allerdings ungeeignet für den Einsatz bei Kindern und Schwangeren.

Nahe liegt der Gedanke, den robusten Speiklavendel mit dem hochwertigen Echten Lavendel zu kreuzen, um die Vorteile beider Arten nutzen zu können. Das wird auch gemacht.

Lavandin ist heute jene Lavendelsorte, die auf den großen Anbaufeldern der Provence wächst und uns die wundervollen Bilder zum Träumen über Lavendel liefert. Lavandin ist aus der Kreuzung von „Echtem Lavendel“ mit dem Speiklavendel erstanden. Aber schade: Lavandin liefert ein für die Heilkunde wenig bedeutsames Öl, wird dafür aber in der Parfumindustrie häufig verwendet.

Nicht zu vergessen: Der Schopflavendel verrät schon im Namen sein etwas lustiges Aussehen. Er ist eine strubbelige Pflanze mit einem Schopf am Blütenrispenende. Anders als seine oben genannten Geschwister liebt er nicht die Höhe, sondern bevorzugt für sein Gedeihen sandige, kalkarme Böden in Meeresnähe. So finden wir die größten Anbaugebiete des kultivierten Schopflavendels in Indien, da dort die Bedingungen ideal sind. Die Wildform des Schopflavendels ist aber durchaus im Mittelmeerraum anzutreffen. Das Öl des Schopflavendels ist dem des Speiks sehr ähnlich und weist ebenfalls eine stark antibakterielle Wirkung auf. Zusätzlich hat es eine beachtliche antivirale Wirkung. In den letzten Jahren hat der Schopflavendel auch als Kübelpflanze bei uns Einzug in die heimischen Gärtnereien gehalten. Die sehr auffällige Blüte und späte Blütezeit machen ihn zu einer beliebten Ziervariante.

Zusammengefasst sind also die oben genannten Lavendelsorten mit ihren entsprechenden Lavendelölen die hauptsächlichen Lieferanten ätherischer Lavendelöle. Als antibakterielles Öl in der Erkältungszeit mit hoher Ansteckungsgefahr kann eine Kombination von unterschiedlichen Lavendelölen  die beste Wirkung erzielen. Für Kinder und im Einsatz bei Schwangeren ist aber eindeutig der Lavendel Angustifolia zu bevorzugen (Lavendel extra oder Lavendel fein).

Das kannst du ganz leicht selber machen

Insektenstiche:

Lavendel fein 1 -2 Tropfen direkt unverdünnt punktuell auf die Einstichstelle reiben.

Erste Hilfe bei Verbrennung:

Lavendel fein pur und direkt auf die betroffene Stelle auftragen, kühlt und wirkt schmerzlindernd. Bei klein flächigen Verbrennungen.

Schnupfen und Nebenhöhlen:

1 – 3 Tropfen Lavendelöl auf ein Taschentuch tropfen. Immer wieder inhalieren.

Schlaf fördern:

Lavendel fein in der Duftlampe 1 – 2 Tropfen 1/2 h lang vor dem Einschlafen in das Zimmer stellen. Vor dem Einschlafen ausschalten.